Nicht immer werden Bäckereien innerhalb der Familie weitergegeben. Jedoch werden manche Betriebe aus persönlicher Leidenschaft übernommen. Für Markus und Nina Kürrer hat ihre Entscheidung auch mit dem persönlichen Qualitätsanspruch an das Bäckerhandwerk zu tun. Sie haben Anfang des Jahres mit ihrer „Bio Kreativbäckerei“ in Ernstbrunn den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.
2017 hatte Markus Kürrer (41) genug davon, die Anleitungen und Vorgaben auf den Mehlsäcken der Industrie zu befolgen. Wenn man der Meinung ist, dass ein Grundnahrungsmittel wie Brot nicht aus Fertigmischungen, sondern aus individuell ausgewählten Biozutaten bestehen sollte, „dann muss man es eben selber machen“. So hatte er es als junger Lehrling 1994 in der Bäckerei von Franz Gepp gelernt. „Diese Philosophie habe ich von der ersten Minute an für mich übernommen“, fasst Markus Kürrer seinen persönlichen Qualitätsanspruch zusammen.
Suchen und finden
Der ehemalige Lehrling und sein ehemaliger Lehrherr waren durch Zufall zur gleichen Zeit auf der Suche. Markus und seine Frau Nina Kürrer schauten sich nach einem geeigneten Betriebsstandort um, Franz Gepp nach einem Nachfolger, der seine Bäckerei und die beiden Filialen übernehmen würde. Der Generationswechsel war kurz darauf besiegelt. Markus Kürrer übernahm Anfang des Jahres 2020 jenen Betrieb, in dem er in seiner Jugend gelernt hat. In Ernstbrunn, Stockerau und Leobendorf war die Nahversorgung mit frischem Brot und Gebäck somit abgesichert.
Der „Urkorn-Bulle“
Beim Biobrot-Wettbewerb der „Bio Austria“ belegen Markus und Nina Kürrer auf Anhieb den ersten Platz in der Kategorie Sauerteigbrot. Ihr „Urkorn-Bulle“, ein rund 3 kg schwerer Brotlaib, der für die Kunden individuell aufgeschnitten wird, zählt auch in den Filialen zu den Bestsellern. Beide bestätigen unisono: „Der Urkornbulle ist auch unser persönlicher Favorit. Fürs Frühstück oder die Jause braucht es eigentlich nur eine Schnitte dieses Brots und etwas Butter dazu, mehr braucht es nicht.“
Gutes bewahren
„Wir wollen es nicht unnötig kompliziert machen. Stattdessen verarbeiten wir bewährte Zutaten, geben den traditionellen Sauerteigen ausreichend Zeit zum Reifen und Verarbeiten sie nach bewährten Rezepten“, geht Markus Kürrer ins Detail. Er hat sogar sämtliche Mitarbeiter übernommen. Das Konzept scheint aufzugehen, denn die Kunden schätzen das gleichbleibend gute Angebot an den drei Standorten. Inzwischen verkauft die Bio Kreativbäckerei sogar in ausgewählten Selbstbedienungsläden der Region.
Naheliegende Ressourcen
In Zukunft sind einige Modernisierungen geplant, speziell im Bereich der Nachhaltigkeit wird optimiert. Im kommenden Jahr soll eine Photovoltaikanlage mit Akkulösung die Bäckerei in Ernstbrunn weitgehend autark mit Strom für die Kühlanlagen und Öfen versorgen. Markus und Nina Kürrer bleiben auch damit ihrer Philosophie treu: „So wie wir rein Bioprodukte verarbeiten, ist es naheliegend, die natürliche Sonnenenergie für unsere Backstube nutzen.“
Zum Bäcker gehen
Markus Kürrer und seine Frau Nina kommunizieren gerne aktiv mit ihren Kunden.: „Wir haben rundum positive Rückmeldungen erhalten. Einerseits, weil wir die Bäckerei und das Kaffeehaus weiter betreiben, andererseits weil der Geschmack unserer Bio-Waren einfach überzeugt.“ Die Kürrers verfolgen damit auch ein langfristiges Ziel. Sie möchten es den Menschen schmackhaft machen, nicht alles im Supermarkt zu kaufen, sondern auch zum bewährten Spezialisten im Ort zu gehen – in die Bäckerei.
Next Generation
Landesinnungsmeister Klaus Kirchdorfer sieht die aktuelle Entwicklung positiv: „Next Generation – einmal anders. In diesem Fall konnte der Lehrherr die Leidenschaft für das Bäckerhandwerk an seinen Lehrling weitervermitteln. Die junge Generation wird in Zukunft einen eigenen Weg gehen und dabei auf das Altbewährte bauen. Ich gratuliere Markus und Nina Kürrer zu ihrer Entscheidung und freue mich, dass mit diesem Schritt die Bäckertradition in Niederösterreich neu belebt wird.“
Bäckerei Kirchdorfer
Serendipity GmbH