Das Erfolgsrezept: Kältetechnik und Herzenswärme. Natalie Frühwirth gibt den Mitarbeitern und Teigen mehr Zeit zum Rasten.

In der Bäckerei Konditorei Frühwirth hat sich mit Jahreswechsel – coronabedingt – beinahe unbemerkt der Generationswechsel vollzogen. Nun ist Natalie Frühwirth, (28), für die Geschäfte verantwortlich. Mit einer grundlegenden Entscheidung hat sie sowohl für die Mitarbeiter als auch die Teige wertvolle Zeit gewonnen.

Wer an der Grenze zwischen dem Waldviertel und dem Mühlviertel nach der Bäckerei Frühwirth fragt, bekommt mitunter verschiedene Antworten. Die Familie betreibt insgesamt drei Standorte in Altmelon, in Königswiesen und in Liebenau – produziert wird ausschließlich in Altmelon, wo im großen Haus der Familie Frühwirth ausreichend Platz für Backstube, Konditorei und Café ist. Im Obergeschoß des Hauses wohnt die Familie, Vater Konrad (Koni) und Mutter Maria. Natalie Frühwirth und ihr Freund Andreas verwandeln aktuell den Dachboden in eine geräumige Wohnung mit sonniger Terrasse.

(mit) Freude backen
Kind in einer begeisterten Bäckerfamilie zu sein, prägt. „Hier bin ich aufgewachsen, hier habe ich mitgeholfen, hier habe ich die schönsten Erinnerungen – das hat sich fest verankert“, schildert Natalie Frühwirth ihre ersten Eindrücke. In der 2. Klasse Volksschule sollte Natalie ein Bild ihres Traumberufs zeichnen, „Es zeigte natürlich eine Bäckerin mit ganz langen blonden Haaren.“ Kein Wunder, denn bei den Frühwirths wird an sieben Tagen der Woche produziert, die Kinder sonntags mit dabei und haben z.B. am Muttertag ein ganz persönliches Familienfrühstück gebacken.

Bewusste Entscheidung
Die Entscheidung, den Betrieb zu übernehmen, stand allerdings lange auf der Kippe. Grund dafür ist die Mehlstauballergie, die bei Natalie allergische Reaktionen auslöst. Das war auch der Grund, nach der Bäcker- und Konditorlehre Lebensmittel- und Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur in Wien zu studieren. „Rückblickend betrachtet, war diese Zeit besonders wertvoll. Ich habe meinen fachlichen Horizont erweitert und kann dieses Wissen heute nutzen. Außerdem ist auch die Allergie wieder besser geworden“, zieht Natalie ihr Resümee. Da sie heute in allen Bereichen des Betriebs aktiv tätig sein möchte (und es auch ist), lassen sich die Zeiten in der mehlstaubigen Backstube gut einteilen.

Alles für die Hefe
Eine der ersten und nachhaltigsten Entscheidungen als junge Geschäftsführerin war die Installation modernster CO2-Kältetechnologie für Langzeitführung und Gärverzögerung. Natalie Frühwirth erklärt: „Zusätzlich zu den Ruhezeiten zwischen den Arbeitsschritten bei der Herstellung unserer Gebäckspezialitäten und Semmerl ist es nun möglich, die Langzeitführung gezielt einzusetzen. Die Teilginge kommen in der Früh in unseren Reiferaum und haben den ganzen Tag Zeit für die Gare und um viel Geschmack zu entwickeln. Unsere Kunden haben bestätigt, dass sich Geschmack und Verträglichkeit des Brots und Gebäcks deutlich gesteigert haben. Und das wichtigste bleibt- unseren Kunden soll’s schmecken. Wir streben immer weiter nach besserer Qualität.“ Da die Teige nun mehr Zeit zum Reifen haben, gewinnen auch die Mitarbeiter wertvolle Stunden in der nächtlichen Produktion und man ist viel flexibler in der Arbeitseinteilung.

Familie und Menschen
Ansonsten herrscht in der Bäckerei Herzenswärme, diese Tradition will Natalie Frühwirth in Zukunft selbstverständlich beibehalten: „Es ist wichtig, gemeinsam mit den Kollegen zu frühstücken, auch einmal über Privates zu reden, nach dem ‚Gaifoan‘ einen Kaffee zu trinken und auch füreinander einzuspringen.“ Das bestätigen die 31 Mitarbeiter sowie die Kunden an den Standorten und entlang der Gai-Routen. Ihren persönlichen Zugang zu Beruf und Berufung beschreibt Natalie Frühwirth mit „Regionalität, Qualität und Handwerk“ – was bei ihrem familiären Hintergrund und ihrem fachlichen Know-how Spannendes erwarten lässt.

Vielversprechende „Next Generation“
Klaus Kirchdorfer, Landesinnungsmeister der Bäcker NÖ, schätzt die Kombination aus Theorie und Praxis: „Der Bäckerberuf wird ein Leben lang erlernt. Die junge Generation bekommt die Motivation, die Tradition und die Begeisterung teilweise von klein auf mit. Wenn dann noch spezialisiertes Fachwissen aus dem Studium dazukommt, wie es bei Natalie Frühwirth der Fall ist, sehe ich mit Spannung der zukünftigen Entwicklung unserer Branche entgegen.“

www.fruehwirth-baecker.at